Portraitfotografie

Die Portraitfotografie ist für mich die große Kür der Fotografie. Wie jede Art der Fotografie, hat auch die Portraitfotografie seine Vergänglichkeit des Momentes im Charakter. Jedoch unterscheidet sich die Portraitfotografie durch die stärkere Eigenschaft des bewussten Tuns und der gegenseitigen Einflussnahme. Wenn ich eine Landschaft fotografiere, dann nehme ich kaum Einfluss auf diese. Auch bei der Fotografie von Tieren kann ich zwar in gewisser Weise Einfluss auf das Subjekt haben, jedoch wird sich das Tier nicht anstrengen gut auszusehen. Im Gegensatz zu vielen anderen Bereichen der Fotografie, passe ich mich in der Portraitfotografie nicht nur meinem Gegenüber an, sondern die Person passt sich auch mir an. Das stellt den Charakter des Fotografen oder der Fotografin aus meiner Sicht mit in den Mittelpunkt des Ergebnisses, auch wenn dieser/diese selbst nicht zu sehen ist.

So könnte ich behaupten, dass der Fotograf oder die Fotografin das erhält, was er oder sie im Stande ist zu beeinflussen. Oder kurz gesagt, wenn ich Ruhe ausstrahle, dann nimmt das auch Einfluss auf das Modell und ferner auf das Bild.

Einzigartigkeit

Jeder Mensch ist Einzigartig. Das stellt die Portraitfotografie vor die große Herausforderung, dass erlernte Techniken und ein Workflow zwar helfen den Prozess und das Ergebnis stark zu beeinflussen. Jedoch beginnt die Authentizität eines Portraits mit dem Gefühlen während des Fotografierens. Ein hoher Anspruch an mich ist es, der Person vor meiner Kamera ein gutes Gefühl zu vermitteln. Vor allem Menschen die nicht regelmäßig fotografiert werden, können sich oft weniger selbstverständlich in ein gewünschte Gefühlzustand bringen. Bilder lösen beim Betrachter oder der Betrachterin immer ein Gefühls aus. Transportiert wird dieses Gefühl vom Modell selbst und beeinflusst vom Fotografen oder der Fotografin. Oft benötigt es für ein gutes Portrait Zeit und Verständnis. Die Person vor der Kamera muss sich oft erst in eine für ihn oder sie passende Rolle versetzen. Bilder können aus dem Grund nicht einfach produziert werden, sondern sind das Ergebnis eines symbiotischen Miteinander.

Als Fotograf nehme ich das auf, was mir die Person vor meiner Kamera in der Lage ist zu zeigen. Ich versuche daher stets nicht nur meinen Workflow und mein Wissen zu nutzen, sondern die Person zu verstehen und deren Charakter in das Bild einfließen zu lassen. Nur so können meiner Meinung nach authentische Bilder entstehen.

Schönheit

Menschen zu fotografieren bedeuten Leben zu fotografieren. Jedes Leben und jede Geschichte dahinter, gespickt aus Erfahrungen der Jahre hat seine ganz eigene Schönheit. Das Leben so bewusst zu gestalten wie es nur geht, ist immer eine Frage der eigenen Freiheit und des Bewusstseins. Die Fotografie gibt uns Menschen die Möglichkeit die Momente des Lebens auf Bilder festzuhalten. Wir können sie aber auch bewusst dazu nutzen und uns selbst die Fragen stellen: "wer bin ich" oder auch "wer will ich sein". Fotografie gibt uns die Möglichkeit die Schönheit des eigenen Lebens festzuhalten. Alle Facetten, all die guten und schlechten Realitäten, all das Glück und all die Sorgen können gezeigt werden. In der Fotografie ist fast alles erlaubt, vor allem, wenn man es schafft seine eigene Schönheit vollends zu akzeptieren und nach außen zu lassen.